Psychotherapie bei Aphasie: Seminar zu interdisziplinärer Methodenintegration
Berlin/Präsenz
In den ersten fünf Jahren nach einem Schlaganfall entwickelt rund ein Drittel der Betroffenen eine Post-Stroke-Depression (Ayerbe et al., 2013). Im selben Zeitraum sterben ca. 3-4 von 1000 Personen mit Post-Stroke-Depression durch Suizid (Chun et al., 2022) - relativ zur sonstigen Population ein um 73% erhöhter Wert (Vyas et al., 2021). In diesem epidemiologischen Gesamtbild birgt eine Aphasie ein zentrales, vielfach unterschätztes Risiko für psychische Störungen (Stahl et al., 2024). Somit ergibt sich für Personen mit psychischen Störungen und Aphasie ein erheblicher Versorgungsbedarf, ausgehend von jährlich über 370.000 Schlaganfallüberlebenden allein in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2019). Allerdings existiert für die Betroffenen bisher weder eine aphasiegerechte Psychoedukation zu psychischen Störungen noch eine auf sprachliche Beeinträchtigungen maßgeschneiderte Form der Psychotherapie. Das Seminar dient der Förderung grundlegender Techniken und Haltungen in der Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen und Aphasie. Aufbauend auf international etablierten, wissenschaftlich gut untersuchten Wirkfaktoren in der Psychotherapie bei Sprachgesunden erhalten die Teilnehmenden praktische Einblicke in die Übertragbarkeit ausgewählter psychodynamischer, lerntheoretischer, humanistischer und systemischer Methoden auf die Bedürfnisse von Personen mit eingeschränkter Kommunikation. Das Seminar möchte dazu ermutigen, diese Methoden mit der gebotenen Vorsicht in den sprachtherapeutischen Alltag einzubeziehen (Stahl, 2023). Zugleich möchte das Seminar die Vernetzung zwischen den Berufsgruppen für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen und Aphasie stärken.
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Ayerbe, L., Ayis, S., Wolfe, C. D., & Rudd, A. G. (2013). Natural history, predictors and outcomes of depression after stroke: Systematic review and meta-analysis. The British Journal of Psychiatry, 202(1), 14-21.
Chun, H. Y. Y., Ford, A., Kutlubaev, M. A., Almeida, O. P., & Mead, G. E. (2022). Depression, anxiety, and suicide after stroke: A narrative review of the best available evidence. Stroke, 53(4), 1402-1410.
Stahl, B. (2023). Beyond language deficits: Working alliance and resources as predictors of recovery from aphasia. Stroke, 54(8), 2208-2212.
Stahl, B., Becker, K., Kocyigit, K., Denzler, P., & Röder, P. (2024). Link between post-stroke psychopathology and scope-of-action awareness. Therapeutic Advances in Neurological Disorders, 17, 17562864241282633.
Statistisches Bundesamt (2019). Statistisches Jahrbuch 2019. Wiesbaden.
Vyas, M. V., Wang, J. Z., Gao, M. M., & Hackam, D. G. (2021). Association between stroke and subsequent risk of suicide: A systematic review and meta-analysis. Stroke, 52(4), 1460-1464.
230,00 €*
freie Plätze vorhanden
Seminar-Nr.: | 2607-BA |
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Seminarort: | Berlin |
Datum: | Do. 12.02.2026 | 10:00 - 19:00 |
Punkte: | 10 |
Theorie: | 5 |
Praxis: | 5 |
Über Benjamin Stahl
Benjamin Stahl leitet eine Spezialambulanz für Integrative Psychotherapie an der Medical School Berlin mit dem Ziel, innovative Ansätze für die Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen und Aphasie zu entwickeln und empirisch abzusichern. Im Rahmen seiner Professur lehrt und forscht Benjamin Stahl zu Musik und sozialer Interaktion in der Sprach- und Psychotherapie. Nebenbei arbeitet er mit Approbation für Einzel- und Gruppenpsychotherapie in eigener Praxis.