Klinischer Nutzen von Capsaicin bei neurogener Dysphagie
Anwendungsmöglichkeiten und Wirkung
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Bei neurogener Dysphagie ist neben der Schluck- häufig auch die Hustenfunktion beeinträchtigt. Dies zeigt sich unter anderem in einer verminderten Fähigkeit, aspiriertes Material sensorisch zu erkennen und aus den Atemwegen zu entfernen. Die damit assoziierten protektiven Defizite können schwerwiegende Folgen für Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen haben. Dazu gehört die Aspirationspneumonie, die häufigste Todesursache bei neurogener Dysphagie. Der entscheidende Faktor bei der Pathogenese von Aspirationspneumonie ist aber nicht etwa das Aspirieren per se, sondern die Hustenfunktionsstörung, die kein adäquates Atemwegsclearing ermöglicht. Aus der Diagnostik und Forschung ist die Wirkung von Capsaicin, dem aus Chilipflanzen gewonnenen Alkaloid, auf die Husten- und Schluckfunktion bereits seit Jahrzehnten bekannt. In aerosolierter Form ermöglicht es husteninkompetenten Dysphagie-PatientInnen, ihr individuelles Hustenpotential zu mobilisieren, das nach wie vor vorhanden, aufgrund ihrer neurologischen Krankheit aber nicht zugänglich ist. Systemisch angewandt kann Capsaicin zudem helfen, das Schlucken durch Verbesserung der pharyngealen Sensibilität und Verkürzung der Latenzzeit „sicherer" zu machen und somit das Aspirationsrisiko zu senken. Der therapeutische Einsatz von Capsaicin könnte zu einem Paradigmenwechsel in der Behandlung von protektiven Defiziten bei neurogener Dysphagie führen und sich als wertvolles Tool in der Gestaltung innovativer Dysphagie-Behandlungskonzepte erweisen.
Das Seminar bietet einen praxisbezogenen Einblick in die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Capsaicin in der Dysphagie-Therapie. Chancen und Grenzen des vielseitigen Wirkstoffes werden anhand von Fallbeispielen aus dem eigenen Klinikalltag veranschaulicht.
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E-Book, Kapitel Neurogene Dysphagie
Lüthi-Müller, E. & Diesener, P. (2019). Neurogene Dysphagie. In: V. Schmieden (Hrsg.), Lunge und Atmung [Ausgabe 1.9]. Berlin: www.pflege-und-medizin.de
Lüthi-Müller, E., Kool, J., Mylius, V., & Diesener, P. (2022). A New Therapeutic Approach for Dystussia and Atussia in Neurogenic Dysphagia: Effect of Aerosolized Capsaicin on Peak Cough Flow. Dysphagia, 37(6), 1814-1821. https://doi.org/10.1007/s00455-022-10439-z
110,00 €*
freie Plätze vorhanden
Seminar-Nr.: | 2647-ONI |
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Seminarort: | Online |
Datum: | Mi. 18.11.2026 | 17:00 - 20:15 |
Punkte: | 2 |
Praxis: | 4 |
Über Eliane Lüthi-Müller
Nach dem Studium zur diplomierten Logopädin EDK an der Universität Basel arbeitete Eliane Lüthi-Müller mehrere Jahre an einer Heilpädagogischen Tagesschule mit Kindern und Jugendlichen mit Mehrfachbehinderung (Schwerpunkt Dysphagie und Unterstützte Kommunikation). Mit dem Wechsel zu den Kliniken Valens verlagerte sich ihr beruflicher Schwerpunkt auf die neurologische Rehabilitation von Erwachsenen.
In den Fokus ihrer Forschungstätigkeit rückten der Wirkstoff Capsaicin und sein klinischer Nutzen bei neurogener Dysphagie erstmals im Rahmen des Master- respektive Doktoratstudiums. Die Forschungsergebnisse veröffentlichten Eliane Lüthi-Müller und ihr Team 2022 in der Fachzeitschrift „Dysphagia". Im Frühjahr 2023 wurden sie mit dem renommierten Forschungspreis der Rehaklinik Rheinfelden (Schweiz) ausgezeichnet. Derzeit arbeitet sie an einer Nachfolgestudie, in der die Effektivität des Atemwegsclearings nach der hustenstimulierenden Behandlung mit Capsaicin-Aerosol mittels bildgebendem Verfahren (FEES) untersucht wird.